C-A-F-F-E-E oder Endlich süchtig
Ich habe ein großes Problem. Eines von gar gigantischen Ausmaßen. Ein Problem, das den meisten von Ihnen unbegreiflich sein wird: Ich bin nicht suchtanfällig.
Bisher konnte ich machen, was ich wollte, ich wurde niemals süchtig. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass ich stets - und das werden sie mir jetzt vermutlich nicht glauben, es ist aber wirklich so! - meine Finger von den herkömmlichen Drogen wie Alkohol, Nikotin und jenen, die illegal sind, gelassen habe.
Doch es gibt ja auch anderes. Fernsehen, zum Beispiel. In meiner Jugend wurde mir nachgesagt, ich wäre fernsehsüchtig, weil ich viele, viele Stunden täglich vor der Kiste gehangen habe. Über Jahre hinweg. Doch ich war nicht fernsehsüchtig. Ich konnte ohne irgendwelche Entzugserscheinungen oder anderer Probleme auch über mehrere Wochen den Fernseher ausgeschaltet lassen.
Selbiges war mit dem Internet. Ich sitze immer noch gern vor dem Computer. Wenn er aber nicht verfügbar ist - aus welchem Grund auch immer - ist er halt nicht verfügbar. Und ob da jetzt Mails darauf warten abgerufen zu werden, ob es neue Kommentare am Weblog gibt, ob eine Onlineauktion ausläuft, das ist doch in Wirklichkeit alles nebensächlich. Unterhaltsam aber unwichtig.
Dann war ich latent süchtig nach Eifer, was über gewisse Zeit immer stärker wurde und jetzt weg ist. Keine Entzugserscheinungen. In dieser Hinsicht geht es mir besser denn je zuvor. Und da ich weder körperlichen noch physischen (alle Meckerer seien gleich hier darauf hingewiesen, dass das beabsichtigt war...) Entzug zu leiden habe, zweifle ich daran, dass man das auch als eine richtige Sucht bezeichnen kann.
Aber jetzt!
Die ersten 27 1/2 Jahre meines Lebens habe ich auch den Genuss von Kaffee - Sie wissen schon: der Türkentrank, den man nicht zu sich nehmen soll, wenn man kein Muselmann ist. Note to myself: Kanon üben für den Ausflug in die Schweiz! - abgelehnt. Es hat mir ganz einfach nicht geschmeckt. Aber dann trat sie in mein Leben. Sie zeigte mir, was Kaffee ist, was er mit dem menschlichen Körper zu tun im Stande ist, wie man ihn mannigfaltig und der jeweilgen Stimmung entsprechend zubereiten kann. Die DeLonghi EAM 4200.
Anfangs war ich noch vorsichtig und zurückhaltend, genoss ab und an eine Tasse des dunklen Gebräus, vorzugsweise mit ein wenig Milch, ohne Zucker. Süß bin ich ja, und wer mich kennt, wird das (wenn nötig auch gegen ein kleines Entgelt) bestätigen, selber. Irgendwann bürgerte sich der Frühstückskaffee im Büro ein. Der Start in den Arbeitstag. Motivationssteigernd, aufmunternd, konzentrationsfördernd.
In den letzten Wochen habe ich nur wenig geschlafen, weshalb auch mein Kaffeekonsum drastisch gestiegen ist. So lege ich mich nun täglich gegen 2 Uhr ins Bett und freue mich dann dennoch schon wieder aufs Aufstehen und auf meinen ersten Kaffee um 6, den ich übrigens dieser Tage als Cappucino (aber richtig, also mit Milchschaum und nicht mit Schlag), zu mir nehme. Und dieses Gefühl des Aufsaufstehenhinfieberns, das ist es, das mich meinen lässt, ich könnte jetzt endlich mal süchtig sein. Ob es aber tatsächlich so ist, werden wir mittelfristig nicht herausfinden, weil ich mich weigere den Kaffeegenuss abzusetzen um zu versuchen, ob ich dann auf Turkey bin oder nicht.
Was meinen Sie, süchtig oder nicht? Und wenn nicht Kaffee, wonach dann?