Dienstag, 7. November 2006

Nach Hause gehen

Es war im Frühsommer 1997, als ich in Spanien, in einem Städtchen bei Barcelona, auf einer Kirchenmauer lag und meine Beine auf beiden Seiten baumeln ließ. Zu meiner linken die Kirche, zu meiner rechten der Abgrund, der nach ungefähr 25 Metern von der darunterliegenden Straße abgefangen wurde.
Seinerzeit war ich keineswegs ein gläubiger Mensch. Das war auch der Grund, weshalb ich nicht mit allen andern die Kirche von innen betrachtete, sondern auf der Mauer lag, die den Kirchenvorplatz abgrenzte.

Aus der durchwegs konservativen Schulklasse, die mit der unseren gemeinsam den Ausflug nach Spanien unternahm, stach Irene heraus. Sie hatte kurz geschorenes Haar und darauf aufgemalte Kuhflecken. Sie outete sich als erzliberale Marxistin, Techno-DJane und leidenschaftliche Erzählerin. Und sie faszinierte mich. Daher heftete ich mich während dieses Spanienaufenthaltes so gut als möglich an ihre Fersen und konnte so auch einiges an Zeit mit ihr verbringen. Ob sie das auch wollte oder ob sie mich nur gewähren ließ, weiß ich nicht so recht.

Jedenfalls folgte ich in dieser Woche ihren Ausführungen zu Themen wie "eine moderne Frau hat sowohl einen Freund als auch einen Liebhaber" - sie hatte beides schon, so blieb ich einfach nur Zuhörer - wir philosophierten über die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der Gesellschaft, um Kommunismus gewaltlos umsetzen zu können, wir haben im Dalí Museum in Figueres den dort angetroffenen damaligen Außenminister (inzwischen schon Ex-Bundeskanzler) nicht, wie alle anderen, um Fotos angebettelt, sondern ihn im Vorbeigehen mit einem unüberhörbaren "Freundschaft, Genosse Schüssel!" bedacht - wodurch der Zwerg noch kleiner wurde und auch ein wenig rot.

Ich lag also auf der besagten Kirchenmauer, Irene lag neben mir. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ob wir über Gott und die Welt philosophierten oder ob wir einfach schwiegen und uns die Sonne ins Gesicht scheinen ließen. Jedenfalls hatte ich genau in diesen Minuten das Gefühl, mich furchtlos in den Abgrund fallen lassen zu können, runterzustürzen, aufzuprallen und dann nicht zu sterben, sondern viel mehr nach Hause gehen zu können. Im Falle eines Falles einfach ohne Angst und ohne Sorgen und ohne Schmerzen nach Hause zu gehen.

Nach dieser Spanienwoche sah ich Irene noch einmal, als einige Leute unserer Klasse zu Besuch in der anderen Schule waren um Fotos und Erinnerungen auszutauschen. Ich habe aber immer wieder an sie und an die Zeit mit ihr gedacht.

Vor wenigen Wochen ist Irene verstorben. Im Ausland, an einer
Viruserkrankung. Ich hoffe, sie konnte nach Hause gehen.

Weitere Texte dieser Art gibts hier: Diary of a mad man

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