Bügelfrei
In wahrlich weibischer Manier stand ich heute früh so wie Gott (so sie denn existiert) mich schuf - also nicht genau so, sondern eher 128 cm größer, 85 kg schwerer und 27 Jahre älter - laut seufzend vor meinem Kleiderschrank und hatte, unterstrichen von Gesten der Verzweiflung, die Worte "Ich hab nichts anzuziehen!" auf den Lippen. Aber so wie das auch bei den Fauen ist, stimmte das natürlich nicht wirklich. Ich hatte einfach nichts, was ich anziehen wollte.
Die reflektierenden Streifen der Winterjacke starrten mich aus der sonst gähnenden Leere des Schranks an und versuchten mich darauf hinzuweisen, dass wohl ein Gewebe aus der Wolle der Goretex-Ziege für meine Schweißproduktion, angesichts der saisonal bedingt ständig und stetig steigenden Temperaturen sehr unvorteilhaft wäre, nicht zuletzt, da eben angeführter Stoff sich sehr unangenehm an schweißnasse Haut zu schmiegen im Stande ist, man sich andererseits aber sehr leicht nicht nur eine Erkältung sondern auch den Spott der Mitmenschen zuzieht, läuft man erst mal nackten Oberkörpers durch die heiligen Hallen des Arbeitgebers.
In meiner Not griff ich nach der Winterjacke. Als ich sie seufzend vom Kleiderhaken zu ziehen versuchte, fiel mein Blick auf ein Kleidungsstück, das sich direkt hinter der Jacke versteckt hielt. Es war weiß mit vielen, vielen dünnen Längsstreifen in Blau und zwei verschiedenen Brauntönen ausgestattet und hatte genügend Knöpfe um es sowohl vorne als auch an den Ärmeln zu verschließen - ein Hemd. Es wurde mir dereinst von meiner Frau Mutter zum Geburtstag überreicht. "Das ist bügelfrei!" hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf, als ich meine Hand an den Stoff, dessen genaue Zusammensetzung ich Ihnen jetzt leider nicht mitteilen kann, da ich dazu das Hemd ausziehen und die an der Rückseite des Kragens angebrachte Kleidermarke studieren müsste, und dann: siehe oben, legte.
Schon damals wunderte ich mich darüber, dachte ich doch zu diesem Zeitpunkt das Prädikat "bügelfrei" würde für jene Kleidungsstücke verwendet, die aufgrund ihrer Beschaffenheit in der Lage sind sich selbst zu glätten und die deshalb dem Prozess des Bügelns nicht unterzogen werden brauchen. "Weit gefehlt!", meinte Frau Mutter. Vielleicht war es auch: "Dummer Bub!" - mein Gedächtnis lässt mich Punkto Formulierungen immer wieder gern im Stich, wogegen die Aussagen an sich, vielleicht auch desöfteren sinnentstellt oder missinterpretiert aber doch zu einem guten Teil, erhalten bleiben - "Das gehört ganz genau so. Das muss man nicht bügeln."
Ich persönlich präferiere ja in der Zeit, in der ich meiner beruflichen Tätigkeit nachgehe, nicht weil es so bequem ist oder weil es so schick aussieht, sondern weil es vorausgesetzt wird, glattgebügelte Hemden. Aus diesem Grunde wanderte mein bügelfreies Knitterhemd sofort und direkt als auch ohne Umwege in die hinterste Ecke des Kleiderschranks. Ob meiner Bügelunlust, die ich, um im Büro etwas anzuziehen zu haben, ungefähr dreiwöchentlich überwinden muss, wartet ein Wäschekorb voll wohlduftender, weil frisch gewaschener Hemden darauf geglättet zu werden. Wartet auf mich. Ruft täglich: "Bügle mich! Bügle mich!" - aber ich lass mich doch nicht von ein paar Stofffetzen zu etwas zwingen!
Sie sehen, es standen mir heute Morgen mehr als ein Dutzend Hemden zur Auswahl, die jeweils die nicht existierende Glätte gemein hatten. Entschieden habe ich mich für das eine, über das ich, sollte ich darauf angesprochen werden und selbst wenn nicht, dann um meines Selbstvertrauens Willen, guten Gewissens sagen kann: "Das gehört so - es ist bügelfrei."
Die reflektierenden Streifen der Winterjacke starrten mich aus der sonst gähnenden Leere des Schranks an und versuchten mich darauf hinzuweisen, dass wohl ein Gewebe aus der Wolle der Goretex-Ziege für meine Schweißproduktion, angesichts der saisonal bedingt ständig und stetig steigenden Temperaturen sehr unvorteilhaft wäre, nicht zuletzt, da eben angeführter Stoff sich sehr unangenehm an schweißnasse Haut zu schmiegen im Stande ist, man sich andererseits aber sehr leicht nicht nur eine Erkältung sondern auch den Spott der Mitmenschen zuzieht, läuft man erst mal nackten Oberkörpers durch die heiligen Hallen des Arbeitgebers.
In meiner Not griff ich nach der Winterjacke. Als ich sie seufzend vom Kleiderhaken zu ziehen versuchte, fiel mein Blick auf ein Kleidungsstück, das sich direkt hinter der Jacke versteckt hielt. Es war weiß mit vielen, vielen dünnen Längsstreifen in Blau und zwei verschiedenen Brauntönen ausgestattet und hatte genügend Knöpfe um es sowohl vorne als auch an den Ärmeln zu verschließen - ein Hemd. Es wurde mir dereinst von meiner Frau Mutter zum Geburtstag überreicht. "Das ist bügelfrei!" hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf, als ich meine Hand an den Stoff, dessen genaue Zusammensetzung ich Ihnen jetzt leider nicht mitteilen kann, da ich dazu das Hemd ausziehen und die an der Rückseite des Kragens angebrachte Kleidermarke studieren müsste, und dann: siehe oben, legte.
Schon damals wunderte ich mich darüber, dachte ich doch zu diesem Zeitpunkt das Prädikat "bügelfrei" würde für jene Kleidungsstücke verwendet, die aufgrund ihrer Beschaffenheit in der Lage sind sich selbst zu glätten und die deshalb dem Prozess des Bügelns nicht unterzogen werden brauchen. "Weit gefehlt!", meinte Frau Mutter. Vielleicht war es auch: "Dummer Bub!" - mein Gedächtnis lässt mich Punkto Formulierungen immer wieder gern im Stich, wogegen die Aussagen an sich, vielleicht auch desöfteren sinnentstellt oder missinterpretiert aber doch zu einem guten Teil, erhalten bleiben - "Das gehört ganz genau so. Das muss man nicht bügeln."
Ich persönlich präferiere ja in der Zeit, in der ich meiner beruflichen Tätigkeit nachgehe, nicht weil es so bequem ist oder weil es so schick aussieht, sondern weil es vorausgesetzt wird, glattgebügelte Hemden. Aus diesem Grunde wanderte mein bügelfreies Knitterhemd sofort und direkt als auch ohne Umwege in die hinterste Ecke des Kleiderschranks. Ob meiner Bügelunlust, die ich, um im Büro etwas anzuziehen zu haben, ungefähr dreiwöchentlich überwinden muss, wartet ein Wäschekorb voll wohlduftender, weil frisch gewaschener Hemden darauf geglättet zu werden. Wartet auf mich. Ruft täglich: "Bügle mich! Bügle mich!" - aber ich lass mich doch nicht von ein paar Stofffetzen zu etwas zwingen!
Sie sehen, es standen mir heute Morgen mehr als ein Dutzend Hemden zur Auswahl, die jeweils die nicht existierende Glätte gemein hatten. Entschieden habe ich mich für das eine, über das ich, sollte ich darauf angesprochen werden und selbst wenn nicht, dann um meines Selbstvertrauens Willen, guten Gewissens sagen kann: "Das gehört so - es ist bügelfrei."
HumanaryStew - 25. Apr, 15:42
Weitere Texte dieser Art gibts hier: Diary of a mad man
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